Autor _ Regie

Fragen an Peter Ralph Dollinger

  • In welcher Verbindung stehst Du zu Landsberg am Lech und ggf. zum Ruethenfest ?

Als gebürtiger Landsberger denke ich nicht nur immer sehnsuchtsvoll an meine Jugend oben am Stadtrand zurück, an meinen Freund Franz und den Bauernhof, an das Tante Emma Geschäft in der alten Bergstraße, an die Mogela, in der ich die frische Milch holen musste, und und und…. Es gibt sehr viele Berührungspunkte, die alle noch präsent sind. Ich bin immer ein Landsberger geblieben.

  • Was hat Dich bewogen Shakespeares Sommernachtstraum „umzuschreiben“?

Mein großer Lehrmeister war Peter Zadek. Über mein Studium bin ich an ihn geraten. Ich denke mal mein Verständnis von Shakespeare als großen Unterhaltungskünstler seiner Zeit hat sich mit seinem Verständnis des Elisabethanischen Theaters gedeckt. Ich war über viele Jahre Praktikant, Regieassistent, Autor und sogar als Schauspieler in den Münchner Kammerspielen für ihn tätig.
Shakespeare war für ihn wie auch mich schon immer ein Favourite. Schon immer wollte ich Shakespeares Kunst aktueller machen, verständlich für alle, seine wundervollen Stücke aus den überholten Übersetzungen, die damals versucht haben seinem Stil gerecht zu werden, herausholen, die dem Reim geschuldeten Verklausalierungen vereinfachen, den Staub abschütteln, den Leuten zu zeigen: he, schaut mal her Leute, das ist das – was ihr wollt, das ist so wie es euch gefällt.

Der Sommernachtstraum stand von Anfang an ganz oben auf meiner der Liste, weil ich auch Max Reinhard Fan bin. Und eher auch ein Komödientyp. Tragödien mag ich nicht so, obwohl sie auch was Komisches haben können.

  • Welche Texte und Personen sind dabei noch vom originalen Sommernachtstraum und wo hast Du beim Text und den Personen eigene Akzente gesetzt und warum ?

Ich habe mich einfach in die Situation reinversetzt. Was wäre, wenn diese Geschichte nicht in Stratford on Avon, nicht in Athen, sondern einfach in Landsberg am Lech spielt? Das war mit einiger Recherche verbunden, aber dann fing es an zu laufen. Das ist für einen Autor der Glücksfall, wenn das was du vorhattest dann einfach ein eigenes Leben bekommt, sich entwickelt und einfach passt.

Ein Stück was ich davor entwickelt habe und meinem Sohn Luis gegeben habe – hat der einfach damit kommentiert – das liest sich so, als hätte es das schon immer gegeben. Das war perfekt.

Bei der Sommernachtsphantasie kommt mir das so ähnlich vor. Klar werden manche sagen – oha, wie kannst du den heiligen Skakespearetext einfach so adaptieren?

Ich denke Shakespeare würde dazu wohlwollend nicken, denn er hat es genauso gemacht: Ideen, Chroniken, andere Stücke adaptiert und in seine Zeit übertragen. Wichtig ist, dass was auf der Bühne gesagt und getan wird, die Schauspieler anspricht und begeistert und damit dann auch das Publikum fesselt und mitnimmt. Nichts anderes war Shakespeares Intention, davon bin ich überzeugt.

  • Welche Sprache und Stilmittel verwendest Du ?

Was beliebt ist, ist auch erlaubt, würde ich sagen. Es wird gereimt, manchmal ist es in Jamben manchmal ganz profan, ab und zu ist mir auch ein toller Einfall gelungen (subjektiv, mal sehen ob er auch ankommt)

  • War es eine Überlegung den lechroanerischen Dialekt einzubauen und warum hast Du Dich dagegen entschieden ?

Dialekt ist etwas Schützenswertes. Aber leider spricht nicht jeder Dialekt. Ich musste damals am Hamburger Schauspielhaus ein Kroetz Stück im Auftrag des Intendanten Peter Zadek umarbeiten, einfach damit das Publikum es versteht. Ich kann gut bayerisch, aber hochdeutsch verstehen eben alle.

  • Gibt es etwas was Dir bei der Umsetzung Deines Textes besonders wichtig ist und warum dieses Stück nun auf die Bühne kommen soll und muss ?

Es soll einfach etwas für Jung und jeden sein. Und das ist die Sommernachtsphantasie sicher. Jeder hoffe ich, kann es verstehen, auf seine Art. Auch Kinder, auch der deutschen Sprache vielleicht noch nicht so versierte. Ich finde das heutzutage viel mehr Komödien die Kultur beherrschen sollten. Aber keine platten. Monthy Pyton – das sind so Vorbilder für mich.
Die Zeiten sind nicht gerade zum Fröhlich sein, wenn man sich umschaut. Und – gute Komödien lenken nicht nur ab, oder bewerkstelligen eine Flucht aus der Wirklichkeit, denn gerade die Guten Komödien geben nicht nur den Raum für Entspannung und Herzhaftem Lachen sondern auch zum Nachdenken über unsere Zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn genau da kommen die komödiantischen Elemente nämlich her. Und genau darum geht es in dem Stück. Um Liebe und Nichtverstehen, um Versöhnung und Verstehen. Im nahen, Zwischenmenschlichen Bereich. Ich denke wenn hier alle anfangen zu verstehen und zu ändern, dann ändern sich auch die großen Probleme um uns.

  • Du und die landsberger bühne e.V.
  • Wie ergab sich die Zusammenarbeit mit der landsberger bühne ?

Mein Bruder ist seit 40 Jahren bei der landsberger bühne. Ich habe die meisten Aufführungen mit Vergnügen und Freude besucht und gesehen, wie er immer besser geworden ist.
Ja, er erzählte mir, dass sie gern wieder ein Ruethenfest Stück machen würden, und ob nicht vielleicht ich eine Idee hätte.

  • War es eine Auftragsarbeit oder hattest Du die Idee ohnehin schon in der „Schublade“ ?

Ja, war so etwas wie eine Auftragsarbeit. Aber ich wollte nicht ins Blaue hineinarbeiten. Suchte als Neuling auf diesem Feld etwas bewährtes. Und da kam eins und eins zusammen. Der Sommernachtstraum und Landsberg – und tatsächlich – es passte zusammen.

  • Gibt es einen besonderen Reiz mit einer Laientheatergruppe zu arbeiten ?

Ja. Mit dieser Gruppe, der landsberger bühne, ja. Die sind alle voller Leidenschaft und großem Können dabei. Das findest du bei den Profis im Theatergeschäft oder im Filmgeschäft des öfteren vielleicht nicht so vor. Hier gibts keine Allüren. Die denken mit und voraus. Warten nicht auf den Inspizienten der sie zum Auftritt bittet. Ganz wundervoll.

  • Was waren bzw. was sind für Dich zu größten Herausforderungen dabei ?

Das erste Kennenlernen. Und huch – jetzt schleppt der Harald auch noch seinen Bruder an… ich bin ihm so dankbar, dass er das getan hat. Aber nicht nur er, er ist der allervorsichtigste bei sowas, das war schon der Vereinsvorstand. Vielen Dank!!

  • Welchen genauen Vorstellungen hattest Du bei der Besetzung der einzelnen Rollen und wie wichtig war dabei Deine Co-Regisseurin Diedke Moser ?

Ohne Diedke wäre es nicht gegangen. Sie kennt alle Mitglieder. Ich habe zu ihr volles Vertrauen – und wenn es Differenzen gegeben hat -sehr wenige – dann ist sie sehr offen für ein Gespräch und wir konnten alles lösen. Diedke ist eine wundervolle Diplomatin, organisiert wie der Teufel und bringt viele super Ideen ein.

  • Wie sind die Proben für Dich im Allgemeinen ?

Erfrischend. Inspirierend. Spannend… was soll ich sagen, das ganze Ensemble ist einfach wundervoll.

  • Worauf legst Du bei den Proben besonderen Wert ?

Dass wir weiterkommen, bis hin zur größtmöglichen Perfektion. Dass die Darsteller sich selbst leben und keine aufgesetzten Rollen verkörpern müssen.

  • Gibt es etwas was Dich besonders überrascht hat, in der bisherigen Probenarbeit ?

Ja, dass die meisten wirklich überragende Schauspieler sind und für dieses „Hobby“ brennen, alles investieren. Natürlich hatten wir ein paar Probleme, die einem Kopfzerbrechen machten, aber seit etwa einer Woche läuft alles auf ein schönes Ergebnis hinaus

  • Woran denkst Du zuerst, wenn Du auf dem Weg zur Probe nach Landsberg bist ?

Das es ein großes Geschenk und ein Glück ist, dass ich da mitmachen darf. Und dass ich mein bestes geben will und dann denke ich an Details die ich noch weitergeben muss und mache das Radio aus.

  • Was wünscht Du Dir für die Vorstellungen / für die Zuschauer – was soll in Gedanken bleiben?

Schön wäre es, wenn Sie ein wirklich bewegendes, unterhaltsames, humorvolles Theatererlebnis in ihrer Erinnerung behalten können.

  • Was möchtest Du sonst noch sagen, um potentielle Zuschauer an einem ggf. schönen Sommerabend ins Theater zu locken ?

Locken?… Ja, leider denken manche Gesellschaftsgruppen gar nicht so an Theater. Nur eine bestimmte Gruppe geht ins Theater. Ich kann mich noch an die Kampagnen erinnern „Theater soll wie Fussball“ sein oder wie die „Einstürzenden Neubauten“ ein Konzert im Hamburger Schauspielhaus gaben und ich bei Peter Palitzsch saß und die Stuhllehnen durch die Musik vibrierten, oder wie wir mit Zadek Tourneetheater im Hamburger Raum machten, jedes Wochenende eine andere Stadt.

Ich würde mir wünschen, dass Leute locker, neugierig und unvoreingenommen in die Landsberger Sommernachtsphantasie gehen, vielleicht Leute die noch nie im Theater waren, und völlig erfreut und überrascht sind und sich sagen – oha, dass ist ja gar nicht so verstaubt, das war ja ein

Superabend, da geh ich nächstes Mal wieder hin.

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