Pressstimmen 2021

Landsberger Tagblatt vom 03.07.2021


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»Mäh doch mal den Rasen!«
Open-Air-Theater: Die Landsberger Bühne mit »Im Sommer wohnt er unten«

02.07.2021

+David und die extrovertierte Camille (rechts, Harald Dollinger und Steffi Maier) haben Spaß – eifersüchtig von Lena (Nicole Jimenez) beobachtet. Matthias (Juri Olbrich) bleibt gelassen.

© ks

Landsberg – Familie kann anstrengend sein. Vor allem, wenn man sich ohne Vorwarnung sieht – und das auch noch im Urlaub. Genau das ist die Startkonstellation in der Komödie von Tom Sommerlatte „Im Sommer wohnt er unten“ um zwei Brüder aus einer Bankiersfamilie und ihre Partnerinnen. Die Landsberger Bühne macht daraus einen unterhaltsamen Abend mit überzeugender schauspielerischer Leistung. Bei der Premiere am Donnerstagabend war ihnen sogar auch der Wettergott wohlgesonnen – der es nur in der Pause leicht nieseln ließ.

Um 17 Uhr erschien auf der Website der Bühne die freudige Nachricht „Wir spielen!“. Bei Regen wird es schwierig, denn das Bühnenbild (Maren Olbrich und Kay karlshofer) kann nicht mal schnell ins Theaterinnere wandern: eine aufwendige und beeindruckende Hauskonstruktion samt Balkon und Terrasse mit Süden-Flair, die den Zuschauer sofort ins zikadenzirpende Frankreich versetzt.

Matthias (absolut in seinem Element: Juri Olbrich) hat es gerne ruhig und harmonisch. Seine Hauptbeschäftigungen: Nichtstun, abgesehen von konsequentem Tischabräumen. Seine Freundin ist das absolute Gegenteil: Camille (Steffi Maier), n‘est-ce pas?, ist quirlig aktiv, sagt, was sie denkt und geht gerne auf Konfrontationskurs. Zum Beispiel, wenn der plötzlich auftauchende Bruder von ‚Matti‘, David (Harald Dollinger), sich über ihren Sohn Etienne (der nicht sichtbar ist) oder den ungemähten Rasen echauffiert. Davids Frau Lena (Nicole Jimenez) ist der Rasen egal: Sie will endlich ein Kind. Dass ein Zusammentreffen der vier im Sommerdomizil der Bankiersfamilie nicht ohne Probleme vonstatten geht, ist vorprogrammiert.

Die Aufführung ist unterhaltsam, witzig und kurzweilig. Das liegt vor allem an Steffi Maier und Juri Olbrich, die in ihre Rollen aufblühen. Aber auch Harald Dollinger mimt den Bürokraten mit fatalem Hang zu schlechten Aktiengeschäften perfekt – seine Wandlung zum aufgedrehten Macho, der mit Camille flirtet, hat ab und zu noch Risse. Ebenso steckt Nicole Jimenez, neu bei der Landsberger Bühne, noch nicht durchgehend in ihrer Rolle der Frau, die von ihrem Mann eigentlich nur ein Kind – und vor allem Liebe möchte. Dennoch bietet das Quartett eine stimmige Leistung, die vom Publikum im coronabedingt vollbesetzten Theatergarten mit viel Applaus honoriert wurde.

Die Regie von Diedke Moser passt – bis auf den etwas zu langen Leerlauf zwischen einzelnen Szenen, in denen eigentlich kein Kostüm- oder Lichtwechsel notwendig zu sein scheint. Dass man ab und zu gerne ein bisschen anschieben möchte, liegt auch am Stück: Tom Sommerlatte hat ein Drehbuch geschrieben. Die Theaterfassung von Gunnar Dreßler lehnt sich in Handlung und Dialogen nahezu 1:1 an den Film an. Ein Film kann aber Perspektivwechsel bringen, die wie Bewegung wirken, obwohl sich nichts ‚bewegt‘. Auf der Bühne ist das nicht ganz so einfach.

Wer sich übrigens über die gute Beleuchtung im Theatergarten wundert: Die ist neu – und der Verein „TILL“ hat dazu einen großen Beitrag geleistet.

Die sommerlich unterhaltsame Komödie ist noch heute, Freitag, und am Samstag, 2. und 3. Juli, zu sehen, in der kommenden Woche am Mittwoch, 7. Juli, und vom 9. bis 11. Juli (letzterer ein Zusatztermin, der Vorverkauf dazu startet am 5. Juli) sowie am 15. und 17. Juli immer um 20.30 Uhr. Mehr Informationen unter www.landsberger-buehne.de.

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