Erst Komödie, dann Drama
„Dinner Party“ in Landsberg: landsberger bühne feiert Premiere
13.06.2022
+© Kramer
Die „Dinner Party“ im Stadttheater gaben (v.l.) Harald Drolliger (André Bouville), Götz Hofmann (Albert Donay), Daniela Echterbruch (Gabrielle Buonocelli), Juri Olbrich (Claud Pichon), Constanze Günther (Mariette Lemieux) und Rubina Lichtenstern (Yvonne Fouchet).
Von Alois M. Kramer
Landsberg – „Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum anderen“, sang Connie Francis im Jahr 1960. Damals war das ein Schlager und kein „Hit“ oder „Song“, wie man heute sagt. So trivial der Satz über die Liebe ist, er hat etwas Wahres an sich. Das zeigte auch die neueste Produktion der landsberger bühne, die am Freitagabend im Stadttheater unter großem Beifall des nahezu vollen Hauses Premiere feierte. Die Geschichte der „Dinner Party“ von Neil Simon ist ein absoluter Klassiker. Und sie ist eine Momentaufnahme der Liebe.
Drei Männer und zwei Frauen treffen sich zu einem Abendessen, wissen jedoch nicht, wer sie eingeladen hat und welchem Zweck die Einladung folgt: ein Antiquariatsbesitzer, ein verhinderter Künstler, ein Modezar sowie eine erfolgreiche Schriftstellerin und eine einfache Hausfrau. Verlassensein, Wiederverheiratetsein, Gefühle noch füreinander spüren, das sind Inhalte der Gespräche, die sich entfalten. Die innere Dynamik des Stücks ergibt sich durch die Frage, wer mit wem mal zusammen war und wer überhaupt der Gastgeber ist. Und sie kreisen immer wieder um das stärkste aller Gefühle: „Auch der Skrupelloseste ist der Liebe fähig“, heißt es an einer Stelle.
Was wie ein lustiger Abend daherkommt, entpuppt sich während des Spiels als eine Art Psychodrama. Mit großem Gespür für die leisen und lauten Töne eines Stücks hat das Regie-Duo Diedke Moser und Claudia Dlugosch das Werk von Neil Simon inszeniert – einem Drehbuchautor, der vielen noch im Gedächtnis ist durch die Filme „Barfuss im Park“ und „Ein seltsames Paar“. Wo er in diesen Spielfilmen durch Originalität und Wortwitz glänzt, sind in der „Dinner Party“ die Dialoge leider gewollt geistreich, lahm und zünden nicht so recht. Das Lachen der Zuschauer ist auch meistens eher verhalten.
Bühnenpräsenz
Die männlichen Darsteller – Juri Olbrich (Claude Pichon), Götz Hofmann (Albert Donay) und Harald Dollinger (André Bouville) – sowie die weiblichen – Constanze Günther (Mariette Levieux), Rubina Lichtenstern (Yvonne Fouchet) und Daniela Echterbruch (Gabrielle Buonocelli) – sind wunderbar textsicher und schauspielerisch alles andere als Laiendarsteller. Götz Hofmann sticht durch seine Bühnenpräsenz besonders hervor, wogegen Juri Olbrich allerdings leicht hölzern wirkt.
Harald Dollinger gibt den verruchten und beziehungstechnisch eher flexiblen Modeladenbesitzer so lässig und cool wie sein unangepasstes Outfit. Rubina Lichtenstern ist an den lauten Stellen leider kaum zu verstehen, weil sie zu schnell spricht. Sie hat Szenen, in denen sie hektisch und expressiv agieren muss. Der Altersunterschied zwischen ihr und Albert Donay, von dem sie zwei Mal geschieden ist, gerät ein bisschen zu groß, sodass man diesem Paar die Ehe nicht ganz glaubt. Constanze Günther sollte ruhig ein bisschen lauter sprechen. Gelungen sind die innigen Szenen zwischen Götz Hofmann und Rubina Lichtenstern, in denen sie über ihre beiden Ehen reflektieren. Daniela Echterbruch müsste in ihrer Rolle als Gastgeberin und zentrale Figur des Stücks wesentlich mehr Wirkung entfalten.
Das angenehm spärliche, aber doch mit großem Geschmack gestaltete Bühnenbild (verantwortlich: Maria Sedelmayr) gibt den Blick frei auf einen vornehmen Nebenraum in einem Hotel. Rechts steht ein gedeckter Tisch – gut der Einfall mit den Plexiglasstühlen, die somit nicht zu sperrig und ‚füllend‘ wirken. In der Mitte sticht ein riesiger, knallroter Sessel ins Auge und links steht ein Buffet, auf dem Häppchen und Champagner zum Essen und Trinken locken – insgesamt also viel Raum für die Darsteller, um sich zu bewegen und den gesamten Bühnenraum einzunehmen.
Mit dieser Inszenierung hat die landsberger bühne gezeigt, zu welchen Leistungen das gesamte Team fähig ist, auch wenn das Stück nicht unbedingt der Brüller ist. Wohlverdienter Beifall und Bravorufe.
Das Stück ist nochmals zu sehen am Mittwoch, 15. Juni, am Donnerstag, 16. Juni, und am Freitag, 24,. Juni, jeweils 20 Uhr. Tickets im Reisebüro Vivell und im Theaterbüro. Mehr Infos unter www.landsberger-buehne.de.
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Wer sich auf die „Dinnerparty “ trotzdem einlässt, wird belohnt mit einer humorvollen Nummer, die einen guten Drive hat. Mal geht es auf der Bühne zu wie in einem Taubenschlag, mal gibt es sentimentale Szenen zum Mitfühlen. Was Autor Simon beim Aufarbeiten der Ehedramen versucht hat, kann nicht perfekt gelingen. Seine Dialoge wirken für die angesetzte Spielzeit teilweise oberflächlich, Konflikte werden angerissen, aber nicht ausgetragen. Im Original ist das Werk nur ein Einakter.
Eine Pause tut der Party gut, das haben die Macherinnen und Macher der landsberger bühne richtig erkannt.
Theater-Inszenierung beeindruckt: Proben unter erschwerten Bedingungen
Der Enthusiasmus Akteurinnen und Akteure auf und neben der Bühne ist beeindruckend. Für die Bühnentechnik zum Beispiel ist der zwölfjährige Justus Olbrich im Einsatz. Das Bühnenbild ist gewohnt minimalistisch-zeitlos gehalten, es gibt keine Ablenkung. Der Fokus liegt auf den Schauspielerinnen und Schauspielern selbst.
Die sechs Laien Juri Olbrich, Constanze Günther, Götz Hofmann, Daniela Echterbruch, Harald Dollinger und Rubina Lichtenstern zeigten sich in der Premiere als heterogenes aber komplettes Schauspiel-Team, dem der eine oder andere Versprecher oder die manchmal nicht fliegenden Anschlüsse in den Dialogen angesichts der Corona-Pause und erschwerten Bedingungen bei den Proben in jedem Fall zu verzeihen sind.
Man sollte bedenken: In den letzten Probenwochen waren drei Mitglieder des Amateurensembles erkrankt, ein Mitglied galt sogar bis kurz vor der Hauptprobe noch coronapositiv.
Kein „Overacting“: Schauspielerische Leistung gefällt besonders
Besonders gefallen hat in der Premiere die Art des Schauspiels. Amateure lassen sich gerne dazu verleiten, „Overacting“ zu betreiben, also Charaktere übertrieben darzustellen. Ganz anders das Ensemble der landsberger bühne: Sie spielten nicht nur für die letzte Reihe, sondern ließen leise und intime Momente zu, auch wenn man dann in manchen Teilen des Dialogs genau hinhören musste. Aber das macht gutes Theater eigentlich aus : Auf der Bühne authentisch agieren und nicht irgendetwas künstlich aufgebauscht vorspielen.
Aber es darf bei der lnszenierung der beiden Regisseurinnen Claudia Dlugosch und Diedke Moser auch mal laut werden.
Das eingespielte Duo überzeugt bereits zum dritten Mal in der Geschichte des Theatervereins.
So spielt Rubina Lichtenstern – sie ist die Tochter von Moser – eine ambivalente Persönlichkeit: emotional-zerbrechlich und hysterisch furios. Die akustische Balance mag bei ihr manches mal zu wünschen übrig lassen, aber die Leistung der 31-Jahrigen, ist dafür, dass sie zum ersten Mal eine Hauptrolle bei der landsberger bühne spielt, fantastisch.
Götz Hofmann in der Rolle des Klassenclowns
Die beiden Bühnenkolleginnen Constanze Günther und Daniela Echterbruch überzeugten am Freitag mit ihrer langen Bühnenerfahrung und auch Juri Olbrich
und Harald Dollinger performten grundsolide. Götz Hofmann wurde zum Publikumsliebling, er ging in der Rolle des Klassenclowns voll auf.
Insgesamt ist ein Theaterbesuch der landsberger bühne zu empfehlen, es gibt drei weitere Vorstellungen im Stadttheater Landsberg. Am Mittwoch, 15. Juni, Donnerstag, 16. Juni und am Freitag, 24. Juni. Karten sind im Vorverkauf und an der Abendkasse erhältlich. Weitere lnformationen gibt es im Internet unter www .landsberger buehne.de.