„Nathan der Weise“ ist das bekannteste Werk der Aufklärung. Das Drama spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) in Jerusalem.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der jüdische Kaufmann Nathan. Er lebt mit seiner Adoptivtochter Recha und ihrer Erzieherin Daja in Jerusalem. Bei einem Brand rettet ein christlicher Tempelritter namens Curd von Stauffen Recha aus den Flammen. Er verliebt sich in sie und möchte sie heiraten.
Der muslimische Sultan Saladin will währenddessen von Nathan wissen, welche der drei großen Religionen die wahre ist — das Christentum, das Judentum oder der Islam. Nathan vermittelt ihm mithilfe der Ringparabel, dass alle Religionen gleich viel wert sind.
In der Ringparabel geht es um einen Vater, der einen wertvollen Ring besitzt und diesen nach seinem Tod an seinen liebsten Sohn vererben will. Allerdings hat der Vater drei Söhne, die er alle gleichermaßen liebt. Deshalb kann er sich nicht entscheiden, welchem Sohn er den Ring vermacht. Er lässt daraufhin heimlich Kopien des Rings anfertigen und verteilt sie unter den Söhnen. Nachdem der Vater gestorben ist, geraten die Söhne in Streit. Denn sie wollen wissen, welcher der echte Ring ist. Sie rufen einen Richter herbei, aber der will sich nicht entscheiden. Stattdessen gibt er ihnen einen Rat. Alle drei Ringe sind gleichermaßen echt und wertvoll, denn jeder Ring steht für die Liebe des Vaters.
Genau wie die drei Ringe sind auch die drei Weltreligionen gleichwertig.
Das Drama behandelt damit nichts weniger als die Themen Harmonie, Toleranz und Offenheit. Dazu gehört auch eine Gleichstellung der drei Weltreligionen. Die Menschen sollen in Frieden zusammenleben und sich nicht aufgrund ihrer Religion bekriegen. Durch das Drama fordert Lessing die Menschen auf, auf ihren Verstand zu achten und vernünftig nach den Werten der Aufklärung zu handeln: Sie sollen Vorurteile ablegen und ihren Mitmenschen offen und tolerant begegnen.