Stimmen zu den MONOLOGEN

Belästigung, Brustkrebs, Vergewaltigung: Aufrüttelnde Themen bei „Monologe zum Weltfrauentag“ in Landsberg

Stand:10.03.2025, 09:23 Uhr

Von: Ulrike Osman

„Bin ich etwa nicht schön?“ Edith Schott sprach den Monolog einer Brustkrebspatientin. © Osman

Landsberg – Belästigung, Brustkrebs, Vergewaltigung, Altersarmut – leicht waren sie nicht, die Themen der „Monologe zum Weltfrauentag 2025“ im Stadttheater Landsberg. Dafür immer noch von trauriger Aktualität und berührend dargeboten von sechs Schauspielerinnen im Rahmen eines Projekts der „landsberger bühne“.

Monologe zum Weltfrauentag“ im Stadttheater Landsberg über Belästigung, Brustkrebs, Vergewaltigung, Altersarmut

Es war das zweite Mal, dass ein Monolog-Abend im Foyer des Stadttheaters den Auftakt zum Internationalen Weltfrauentag bildete. Und erneut hatten Claudia Dlugosch und Diedke Moser mit sicherem Gespür Texte deutscher Autorinnen ausgewählt, die (leider) Alltägliches aufrüttelnd transportierten.Da hat zum Beispiel eine 17-Jährige ein Jahr lang Buch geführt über das, was ihr so passiert, wenn sie in München U-Bahn fährt, Döner essen geht, sich mit einer Freundin trifft. Sie wird angemacht, ange­grapscht, bedrängt. Manchmal bekommen andere Menschen das mit, aber niemand schreitet ein. Das „Protokoll der Belästigung“ erschien im Dezember 2024 im SZ-Magazin, die Autorin wollte anonym bleiben. In Landsberg verlieh Anna Behrendt den kurzen schnörkellosen Texten die Wucht, die sie verdienen.

Jede siebte Frau in Deutschland mindestens einmal Opfer sexualisierter Gewalt – Dunkelziffer wohl noch viel höher

Jede siebte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben mindestens einmal Opfer sexualisierter Gewalt. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein. Man schaue sich um und zähle bis sieben – an der Supermarktkasse, in der Nachbarschaft, in der Verwandtschaft. Die Betroffenen müssen uns täglich über den Weg laufen, machte der von Diedke Moser (eingesprungen für die erkrankte Rubina Lichtenstern) vorgetragene Text von Anne Sicking deutlich.Doch die Opfer reden nicht darüber. Sie schämen sich. Warum? Weil sie womöglich Kommentare zu hören bekommen wie: „Das wirst du doch nie wieder los!“ Kein Mensch würde das über eine Sprunggelenks­fraktur sagen. Doch auch bei einer Vergewaltigung gibt es nichts „loszuwerden“. Sie ist kein Makel, der dem Opfer anhaftet, sondern eine traumatische Erfahrung, um die sich gekümmert werden muss. „Es wird Zeit, dass es uns leichter gemacht wird, darüber zu sprechen. Und den Tätern schwerer, davonzukommen.“

Frauen haben die schlechter bezahlten Jobs. Sie leisten unbezahlte Sorgearbeit, indem sie Kinder großziehen und Angehörige pflegen. Und landen, wenn sie Pech haben, anschließend in der Altersarmut. „Manchmal schäme ich mich vor mir selber. Als hätte ich im Leben einen großen Fehler gemacht. Ich weiß nur nicht, welchen“, sinnierte Maria Sedel­mayr, die in der Rolle einer verarmten Seniorin den Text „Ich komme schon zurecht“ von Katharina Gerlinger vortrug. Tja. Wo liegt der Fehler? Womöglich im System?

Diedke Moser hatte den Themenabend gemeinsam mit Claudia Dlugosch organisiert – und sprang auch als Schauspielerin ein. © Osman

Vom unsensiblen Umgang mit Brustkrebspatientinnen handelt „Flawless“. Der Text von Käthe Lorenz stammt aus der Anthologie „Aber jetzt ist Schluss!“, einer Sammlung ungehaltener Reden von ungehaltenen Frauen. „Wir können nicht brusterhaltend operieren“, schleudert eine Oberärztin der Erkrankten entgegen. Nach der Amputation einer Brust wird dieselbe Betroffene – dargestellt von Edith Schott – gefragt, ob sie „das“ wirklich „so“ lassen will. Warum nicht, schleudert sie zurück. „Weil ich nicht in die Norm passe? Weil mein Anblick Menschen mit ihrer eigenen Angst konfrontiert?“ Na klar, sie will es so lassen.
Die Unsichtbarkeit, die Frauen nach der Menopause zu befallen scheint, lässt Sandra Meyer in „Ich bin viele“ aufschreien und eine gemeinsame Stimme der vielen einzelnen ungehörten Frauen fordern. Patricia Eckstein verlieh dem Text die nötige Vehemenz. Und schließlich stellte Ulrike Stamm die von Autorin Sibylle Berg formulierte Frage: „Kann mir ein neuer Mensch an meiner Seite mehr Zuversicht geben und mir die Einsamkeit nehmen?“

Applaus und Spenden

Nachdem zwischen den einzelnen, durch Musik von Arnd Sprung (Gitarre) und Wolfgang Moser (Geige) verbundenen Beiträgen nicht geklatscht werden sollte, gab es am Schluss umso mehr Applaus von einem Publikum, das zahlreicher erschienen war, als es Stühle gab. So hatten sich einige Zuschauende auf der Treppe niedergelassen oder verfolgten die Monologe vom ersten Stock des Foyers aus. Zumindest dort hätte man sich gefreut, wenn Mikrofone und Lautsprecher zum Einsatz gekommen wären.
Aber auch so war es ein beeindruckender Abend zugunsten des „Initiativkreises Frauenhaus Landsberg“, für den schließlich Spenden gesammelt wurden.

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